Anfang Juni hatten wir den Mittelalterarchäologen und Burgenspezialisten Thomas Bitterli aus der Schweiz zu Besuch. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehört unter anderem das Kalkbrennen. In einem einwöchigen Workshop, gemeinsam mit unseren Handwerkern und Gästen vom Calcarius-Projekt aus Prag (Jan Válek und Eveline van Halem) haben wir uns der Thematik des Kalkbrennens gewidmet.
Der Kalkbrennofen auf unserer Burgbaustelle wurde im vorigen Jahr fertiggestellt und hat ein Fassungsvermögen von rund 10 m3. Aus dem nahegelegenen Steinbruch Gösseling wurde 99%iges Calciumcarbonat angeliefert, das wir dann mit unseren Pferden zum Kalkofen transportiert haben. Auch unser Muli Ruby wollte sich das nicht entgehen lassen und half ungestüm mit.
Das Setzen der Steine im Kalkofen ist im Besonderen zu Beginn schwierig, da der Maurer ein Gewölbe bauen muss, das später die restliche Last der Steine und den Brand überdauern muss ohne einzustürzen. Von Beginn an werden Rundhölzer miteingesetzt, diese brennen aus und hinterlassen Luftschächte damit das Feuer nicht erstickt. Der Kalkbrennofen wird von der sogenannten Schnauze aus befeuert und zwar so lang, bis der Stein eine Temperatur von 1000 °C erreicht hat. Diese Temperatur muss dann gehalten werden, indem Tag und Nacht das Feuer geschürt werden muss. Dieser Vorgang dauert bis zu 72 Stunden.
Hat der Stein die Temperatur erreicht, wird nach einer bestimmten Zeit das Befeuern eingestellt, der Ofen kühlt einige Tage aus und wird dann ausgeräumt.
Das Ergebnis dieses Vorgangs ist Branntkalk, der entweder im Stück gelagert oder sofort mit Wasser gelöscht und zur Lagerung eingesumpft oder gleich zu Kalkmörtel verarbeitet werden kann.
Im Zuge des Workshops haben wir den Kalkbrennofen befüllt und sind nun sehr gespannt auf unseren ersten Brand. Einen Bericht erhält ihr dann wieder hier im Calendarium.